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1996-08-06
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4KB
|
83 lines
Newsgroups: de.comm.isdn
Path: blackbush.xlink.net!semacgn!ts
From: ts@gb1.sema.de (Tilman Schmidt)
Subject: Re: D-Kanal nutzen ?
Message-ID: <Dnr19y.2B3@gb1.sema.de>
Organization: Sema Group Koeln
References: <644fOgdGRxB@shootout.westfalen.de>
Date: Mon, 4 Mar 1996 15:20:21 GMT
In article <644fOgdGRxB@shootout.westfalen.de>,
Gerd Teepe <Gerd@shootout.westfalen.de> wrote:
>Ich habe gelesen, dass man den D-Kanal mit einem Modem zur
>Datenuebertragung nutzen kann !
>Der D-Kanal ist kostenfrei, da man nur Stellsignale der Telekom nutzt.
Nu mal langsam. "Der D-Kanal" ist mitnichten "kostenfrei". Es gibt zwei
derzeit "uebliche" Wege, den D-Kanal zur Datenuebertragung zu nutzen;
beide arbeiten nicht mit einem Modem, sondern mit einer ISDN-Karte und
geeigneter Software bzw. einem entsprechend ausgeruesteten Terminal-
adapter, und beide kosten Geld:
1. Der ganz offizielle Dienst der Telekom "Paketdatenuebertragung im
D-Kanal", der auch ganz offiziell Geld kostet; damit erreicht man ueber
den D-Kanal mit 9600 bit/s das Datex-P-Netz - die ueblichen Datex-P-
Hauptanschluesse sind auch nicht schneller, aber erheblich teurer.
2. Den Gebrauch (aus Sicht der Telekom: Missbrauch) des ISDN-Merkmals
"Benutzerzeichengabe" (User-User-Signalling, UUS1), bei dem man bis zu
32 Bytes Daten gleich beim Anruf mitschicken kann: der Empfaenger
krallt sich die Daten aus dem Anrufpaket, sagt dann "Aetsch, Verbindung
abgelehnt", die Daten sind uebermittelt und die Telekom schaut gebueh-
renmaessig in die Roehre, weil ja keine Verbindung zustandegekommen
ist; ganz kostenlos ist das aber auch nicht, denn UUS1 muss auf beiden
Seiten freigeschaltet sein, und das kostet 10 DM/Monat. Ausserdem ist
die erreichbare Uebertragungsgeschwindigkeit eher kuemmerlich: 32 Bytes
pro Verbindungsaufbau (1-2 Sekunden).
Der Hauptnachteil ist aber, dass fuer je 32 uebertragene Bytes eine
komplette B-Kanal-Verbindung unnoetig auf- und wieder abgebaut wird;
das ist eine solche Ressourcenverschwendung, dass die Telekom alles tun
wird, um diesen Weg der Datenuebertragung zu verbauen - und damit wird
es eben von einem rein betrieblichen Problem der Telekom auch zu einem
Problem der Nutzer. Bis jetzt steht nur einfach in den Nutzungsbe-
dingungen, dass UUS1 "nicht fuer Datenuebertragung vorgesehen" und
die Benutzung dafuer "nicht bestimmungsgemaess" sei. Fuer gewerbliche
Nutzer ist das wahrscheinlich Abschreckung genug, waehrend sich
private Computerfreaks darum einen feuchten Kehrricht scheren.
Wenn aber zu viele trotzdem diesen Trick benutzen, wird sich die
Telekom sicher etwas einfallen lassen. Eine einfache Massnahme waere
z.B. die Nachricht ueber die Verbindungsablehnung um wenige Sekunden zu
verzoegern, womoeglich exponentiell mit der Zahl der nicht zustandege-
kommenen Verbindungen zu derselben Nummer wachsend. Das wuerde die
Uebertragungsrate total in den Keller druecken, ohne dass sich jemand
beschweren koennte, denn die Telekom macht ja keinerlei Zusagen fuer
die Geschwindigkeit erfolgloser Verbindungsversuche; im Gegenteil:
sie koennte es als Sicherheits-Feature verkaufen, denn einer der
offiziellen Anwendungszwecke von UUS1 ist ja das Mitschicken von
Passwoertern.
Eine andere - vielleicht der Telekom-Buerokratie angemessenere -
Moeglichkeit waere es, die Gebuehr fuer UUS1 einfach nutzungsabhaengig
zu machen. Wenn diese Form der Datenuebertragung erst einmal nicht
mehr "kostenlos" ist, ist der Reiz schnell dahin - egal wie wenig sie
dann tatsaechlich kostet.
Die dritte, allerdings ganz und gar untelekomische Loesung, die mir
einfaellt, waere es, tatsaechlich einen kostenlosen Datenuebertragungs-
dienst auf dem D-Kanal anzubieten, als Datagramm-Dienst, also verbin-
dungslos und ohne Uebertragungsgarantie, "im Rahmen der zur Verfuegung
stehenden nicht anderweitig genutzten Kapazitaeten", der dann dasselbe
wie der UUS1-Trick leistet, aber ohne die unnoetige Belastung der
Vermittlungsstellen. Leider kann ich mir nicht vorstellen, dass sich
die Telekom zu so einer Loesung durchringen wird, obwohl sie sich
unter dem Strich durchaus auch fuer sie als vorteilhaft erweisen
koennte.
--
Tilman Schmidt Phone: +49 221 8299 275
SEMA GROUP GmbH Fax: +49 221 8299 266
Siegburger Str. 215, 50679 Koeln, Germany E-Mail: ts@sema.de
-- Aberglaube bringt Unglueck. --